Tropische subjektivität und europäische bildungstradition: Macunaíma, der Held ohne jeden charakter von Mário de Andrade. Oder: Macunaíma, ein Wilhelm Meister in den tropen?

Autor/innen

  • Horst Nitschack Universidad de Chile

DOI:

https://doi.org/10.1590/S1982-88372013000200009

Abstract

Der Artikel untersucht die vielfältigen Verschränkungen zwischen Mário de Andrades Roman Macunaíma und der deutschen Kulturtradition, von Hans von Stadens Bericht über die ,,wilden nacketen grimmigen Menschenfresser Leuthen" bis zu Koch-Grünberg ethnologischer Studie Vom Roraimo zum Orinoco. Dabei vertritt er die These, dass Andrades Roman, ähnlich wie der deutsche Bildungsroman, im Zusammenhang des Projekts der Herausbildung nationaler Identität zu lesen ist. Allerdings ist die europäische Bildungsidee kein Modell mehr für die Herausbildung von Subjektivität unter den brasilianischen Verhältnissen. Aber Macunaímas Widerstand gegen eine der Modernität verpflichtete Rationalität und ein die Realität dieser Modernität bestätigendes veranwortliches Handeln ist nicht als Gegenmodell zu lesen, sondern als eine Reaktion der Verzweiflung. Macunaíma verbindet mit dem Bildungsroman sowohl die Kritik der Moderne (einmal eine Kritik aus ihrer eigenen Mitte, im anderen Falle eine Kritik von aussen), wie auch die Überzeugung, dass (literarisches) Erzählen trotz aller Desillusion und aller Verzweiflung an dem Projekt der Moderne gelingen kann.

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Veröffentlicht

2013-12-01

Ausgabe

Rubrik

Literatur/ Kulturwissenschaft

Zitationsvorschlag

NITSCHACK, Horst. Tropische subjektivität und europäische bildungstradition: Macunaíma, der Held ohne jeden charakter von Mário de Andrade. Oder: Macunaíma, ein Wilhelm Meister in den tropen? . Pandaemonium Germanicum, São Paulo, Brasil, v. 16, n. 22, p. 156–178, 2013. DOI: 10.1590/S1982-88372013000200009. Disponível em: https://revistas.usp.br/pg/article/view/80109.. Acesso em: 17 jul. 2024.